Die Gesamtweiterbildung in Systemischer Therapie bietet die umfassende Vermittlung und tiefgründige Intensivierung des Verständnisses von systemischer Haltung sowie der Umsetzung entsprechender Interventionen vor allem für therapeutisch tätige Menschen. Angefangen von den Grundlagen bis zum kontextuellen Verständnis von individuellen und zwischenmenschlichen Symptomen werden die Teilnehmenden befähigt, eigene Beratungs- und Therapieprozesse sicher zu planen und durchzuführen.

Anker schirmt den Regen ab - Illustration: Luise Hesse

Konzeption

In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte sich innerhalb des Feldes der klassischen Famiilentherapie dieser Ansatz als eigenständiges Therapieverfahren. Bis heute sind die Grundhaltungen und das Verständnis der systemischen Haltung unverändert gültig, auch wenn sie selbstverständlich über die Jahre und unter Einbeziehung der Erfahrungen hinsichtlich Wirksamkeit und Aktualität weiterentwickelt wurden und werden. Praktiziert wird sie in unterschiedlichen Settings als Einzel-, Paar, Familien- und Gruppentherapie und orientiert sich über Fragen von Familienstruktur und -dynamik hinaus stärker an systemisch-konstruktivistischen Grundideen.

Von besonderer Bedeutung sind z.B. das kontextuelle Verständnis von individuellen und zwischenmenschlichen Symptomen und die Einsicht, dass Probleme grundsätzlich in kommunikativen Prozessen konstruiert und aufrecht erhalten werden. Gezielt wird nach Ressourcen gefragt und in diesen durch den Einsatz systemischer Fragetechniken nach Ansätzen für mögliche Lösungen gesucht. Dabei ist die therapeutische Beziehung durch einen offenen Dialog gekennzeichnet, der einerseits Respekt gegenüber der Autonomie von Menschen und zugleich "Respektlosigkeit" gegenüber bisheriger Annahmen umfasst.

Die Weiterbildung in Systemischer Therapie am VITAS bietet eine tiefgründige Aneignung dieser und weiterer wirksamer systemischer Grundhaltungen, Techniken und Interventionen für beratend und therapeutisch tätige Menschen. Ziel ist es, therapeutische Fähigkeiten zu erwerben, die es auf der Basis einer wertschätzenden und respektvollen Betrachtung ermöglichen, eigene Therapieprozesse sicher zu planen und zu gestalten.

Unsere Lehrinhalte in der Gesamtweiterbildung umfassen sowohl die Inhalte und Ansätze von Systemischer Beratung als auch die darauf fußenden therapeutischen Aspekte der Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien, Teams und auch größeren Systemen. Sie entspricht den Rahmenrichtlinien der Systemischen Gesellschaft (SG) und endet mit einem durch die SG anerkannten Abschluss.

  • Zugangsvoraussetzungen
    • Abschluss eines Hochschul- oder Fachhochschulstudiums in einer humanwissenschaftlichen Disziplin

    • Tätigkeit in einem Arbeitsfeld, in dem die Umsetzung systemischer Ideen und Vorgehensweisen möglich ist

    VITAS entscheidet über abweichende Einzelfälle und erstellt bei schlüssiger Bewerbung eine individuelle Äquivalenzbescheinigung.

  • Inhalte der Weiterbildung

    Der Gesamtkurs Systemische Therapie setzt sich wie folgt zusammen:

    • 320 WE Theorie und Methoden

    • 150 WE Selbsterfahrung und Selbstreflexion

    • 150 WE Supervision

    • 100 LE Intervision

    • 200 LE nachgewiesene therapeutische Praxis in Form dokumentierter Beratungsarbeit in mindestens 4 Prozessen

    • 50 LE Eigenarbeit und Literaturstudium

    Dies entspricht einem Gesamtumfang von 970 WE/LE. Eine Lern- bzw. Weiterbildungseinheit (LE/ WE) entspricht jeweils 45 Minuten. Die Weiterbildung wird entsprechend der Rahmenrichtlinien der Systemischen Gesellschaft von einem/r SG-Lehrenden für Therapie geleitet.

    Die Weiterbildung vermittelt Wissen und Kompetenzen in folgenden Bereichen:

    1. Theorie / Methoden

       Wissenschaftstheoretische und epistemologische Positionen, die für die Entwicklung der systemischen Therapie relevant waren und sind

       Systemdiagnostische Modelle für die Beschreibung und Erklärung kommunikativer Muster und Beziehungsstrukturen

       Intra- und interindividuelle Verarbeitungsformen lebensgeschichtlicher, affektiver und kognitiver Beziehungserfahrungen

       Therapeutische Haltung und tragfähige Kontaktgestaltung in der therapeutischen Kooperation mit Klient*innen bzw. Kund*innen

       Anerkennung, Förderung und Würdigung der besonderen Ressourcen und der Einzigartigkeit von Klient*innen und Klientensystemen

       Methodik für die Gesprächsgestaltung, Setting-Wahl, Interventionsformen und die Methodik für die Gesprächsgestaltung, Setting-Wahl, Interventionsformen und die Nutzung des therapeutischen Teams

       spezielle Vorgehensweisen in Krisen- und Belastungssituationen

       systemische Vorgehensweisen und Konzepte bei der Vorbeugung, Behandlung und Rehabilitation psychischer, psychosomatischer und körperlicher Störungen

       Berücksichtigung des sozialen und institutionellen Kontextes der therapeutisch-beraterischen Arbeit und Förderung der Kooperation mit Helferinnen, Helfern und Helfersystemen

       Entwicklung einer systemischen Haltung und der eigenen professionellen Persönlichkeit

       Ethische Grundsätze beraterischer Arbeit, Reflexion eigener emotionaler Reaktionen, Definition unethischen Verhaltens

    2. Selbsterfahrung

      Selbsterfahrung wird verstanden als eine Reflexion biografischer und beruflich sozialisierter Sichtweisen, Affekt-, Verhaltens- und Lösungsmuster der Teilnehmer*innen, die gemeinsam mit einem/r Lehrenden im Hinblick auf die in dem Weiterbildungskurs und in der Praxis gewonnen Erfahrungen und Anregungen erfolgt. Den Weiterbildungsteilnehmer*innen soll auf diese Art ermöglicht werden, systemische Vorgehensweisen aus der Klient*innenperspektive zu erleben.

    3. Supervision

      Als Supervision wird die reflexive Auswertung und Vorbereitung der Praxisaktivitäten der Teilnehmenden mit einem/r Lehrenden (als Gruppen-, Team- oder Live-Supervision bzw. -Coaching) verstanden.

    4. Dokumentierte Praxis

      Während der Weiterbildung entwickeln die Teilnehmenden ihre eigene Praxis in ihrem Arbeitsfeld mit ihren Klient*innen und Klientensystemen. Die Praxis ist schriftlich zu dokumentieren.

    5. Studiengruppenarbeit und Eigenarbeit

      Zur Vertiefung und übender Umsetzung der vermittelten Inhalte werden Studiengruppentreffen erwartet, die ebenso wie das Eigenstudium zu dokumentieren sind.

Dauer: 36 Monate Auf diesen Zeitraum verteilen sich 20 dreitägige Seminare und ein zweitägiges Seminar.
Kosten: 8226 € Die Zahlung erfolgt in 36 monatlichen Raten von 228,50 €. Im Preis enthalten sind alle Lehr- und Supervisionsveranstaltungen. Hinzu kommen die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung bei den Selbstreflexionsseminaren.

Termine ST 24 G

  • 18.09.-20.09.2024
  • 20.11.-22.11.2024
  • 22.01.-24.01.2025
  • 26.03.-28.03.2025
  • 07.05.-09.05.2025
  • 02.07.-04.07.2025
  • 17.09.-19.09.2025
  • 15.10.-17.10.2025
  • 10.12.-12.12.2025
  • 21.01.-23.01.2026
  • 04.03.-06.03.2026
  • 22.04.-24.04.2026
  • 17.06.-19.06.2026
  • 26.08.-28.08.2026
  • 30.09.-02.10.2026
  • 18.11.-20.11.2026
  • 03.02.-05.02.2027
  • 07.04.-09.04.2027
  • 09.06.-11.06.2027
  • 25.08.-27.08.2027
  • 30.09.-01.10.2027

Die Seminare erstrecken sich zeitlich 9-18 Uhr über drei Tage: Mittwoch bis Freitag.

Die Selbstreflexionsseminare finden ebenfalls von Mittwoch bis Freitag, aber an einem gesonderten Ort außerhalb Stralsunds, mit Übernachtung statt.

Das Abschluss- und Zertifizierungsseminar wird an zwei Tagen gestaltet, von Donnerstag bis Freitag.

Anmeldung

Systemische Therapie ST 24 G

Trainer*innen

Stefan Lahmer
Diplom-Pädagoge

André Schulz
Diplom-Sozialpädagoge

Robert Stamm
Diplom-Pädagoge

Doreen Rehfeld
Diplom-Psychologin

Veranstaltungsort

VITAS Stralsund

Neuer Markt 2, 18439 Stralsund

Die Selbstreflexionsseminare finden in einem Seminarhaus außerhalb von Stralsund statt.

Seminarraum in Stralsund
Seminarraum in Stralsund