Die Gesamtweiterbildung in Systemischer Therapie bietet die umfassende Vermittlung und tiefgründige Intensivierung des Verständnisses von systemischer Haltung sowie der Umsetzung entsprechender Interventionen vor allem für therapeutisch tätige Menschen. Angefangen von den Grundlagen bis zum kontextuellen Verständnis von individuellen und zwischenmenschlichen Symptomen werden die Teilnehmenden befähigt, eigene Beratungs- und Therapieprozesse sicher zu planen und durchzuführen.

Konzeption
In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte sich innerhalb des Feldes der klassischen Famiilentherapie dieser Ansatz als eigenständiges Therapieverfahren. Bis heute sind die Grundhaltungen und das Verständnis der systemischen Haltung unverändert gültig, auch wenn sie selbstverständlich über die Jahre und unter Einbeziehung der Erfahrungen hinsichtlich Wirksamkeit und Aktualität weiterentwickelt wurden und werden. Praktiziert wird sie in unterschiedlichen Settings als Einzel-, Paar, Familien- und Gruppentherapie und orientiert sich über Fragen von Familienstruktur und -dynamik hinaus stärker an systemisch-konstruktivistischen Grundideen.
Von besonderer Bedeutung sind z.B. das kontextuelle Verständnis von individuellen und zwischenmenschlichen Symptomen und die Einsicht, dass Probleme grundsätzlich in kommunikativen Prozessen konstruiert und aufrecht erhalten werden. Gezielt wird nach Ressourcen gefragt und in diesen durch den Einsatz systemischer Fragetechniken nach Ansätzen für mögliche Lösungen gesucht. Dabei ist die therapeutische Beziehung durch einen offenen Dialog gekennzeichnet, der einerseits Respekt gegenüber der Autonomie von Menschen und zugleich "Respektlosigkeit" gegenüber bisheriger Annahmen umfasst.
Die Weiterbildung in Systemischer Therapie am VITAS bietet eine tiefgründige Aneignung dieser und weiterer wirksamer systemischer Grundhaltungen, Techniken und Interventionen für beratend und therapeutisch tätige Menschen. Ziel ist es, therapeutische Fähigkeiten zu erwerben, die es auf der Basis einer wertschätzenden und respektvollen Betrachtung ermöglichen, eigene Therapieprozesse sicher zu planen und zu gestalten.
Unsere Lehrinhalte in der Gesamtweiterbildung umfassen sowohl die Inhalte und Ansätze von Systemischer Beratung als auch die darauf fußenden therapeutischen Aspekte der Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien, Teams und auch größeren Systemen. Sie entspricht den Rahmenrichtlinien der Systemischen Gesellschaft (SG) und endet mit einem durch die SG anerkannten Abschluss.
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Zugangsvoraussetzungen
Abschluss eines Hochschul- oder Fachhochschulstudiums in einer humanwissenschaftlichen Disziplin
Tätigkeit in einem Arbeitsfeld, in dem die Umsetzung systemischer Ideen und Vorgehensweisen möglich ist
VITAS entscheidet über abweichende Einzelfälle und erstellt bei schlüssiger Bewerbung eine individuelle Äquivalenzbescheinigung.
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Inhalte der Weiterbildung
Der Gesamtkurs Systemische Therapie setzt sich wie folgt zusammen:
300 WE Theorie und Methoden
150 WE Selbsterfahrung und Selbstreflexion
150 WE Supervision
100 LE Intervision
200 LE nachgewiesene therapeutische Praxis in Form dokumentierter Beratungsarbeit in mindestens 4 Prozessen
50 LE Eigenarbeit und Literaturstudium
Dies entspricht einem Gesamtumfang von 950 WE/LE. Eine Lern- bzw. Weiterbildungseinheit (LE/ WE) entspricht jeweils 45 Minuten. Die Weiterbildung wird entsprechend der Rahmenrichtlinien der Systemischen Gesellschaft von einem/r SG-Lehrenden für Therapie geleitet.
Die Weiterbildung vermittelt Wissen und Kompetenzen in folgenden Bereichen:
Theorie / Methoden
Wissenschaftstheoretische und epistemologische Positionen, die für die Entwicklung der systemischen Therapie relevant waren und sind
Systemdiagnostische Modelle für die Beschreibung und Erklärung kommunikativer Muster und Beziehungsstrukturen
Intra- und interindividuelle Verarbeitungsformen lebensgeschichtlicher, affektiver und kognitiver Beziehungserfahrungen
Therapeutische Haltung und tragfähige Kontaktgestaltung in der therapeutischen Kooperation mit Klient*innen bzw. Kund*innen
Anerkennung, Förderung und Würdigung der besonderen Ressourcen und der Einzigartigkeit von Klient*innen und Klientensystemen
Methodik für die Gesprächsgestaltung, Setting-Wahl, Interventionsformen und die Methodik für die Gesprächsgestaltung, Setting-Wahl, Interventionsformen und die Nutzung des therapeutischen Teams
spezielle Vorgehensweisen in Krisen- und Belastungssituationen
systemische Vorgehensweisen und Konzepte bei der Vorbeugung, Behandlung und Rehabilitation psychischer, psychosomatischer und körperlicher Störungen
Berücksichtigung des sozialen und institutionellen Kontextes der therapeutisch-beraterischen Arbeit und Förderung der Kooperation mit Helferinnen, Helfern und Helfersystemen
Entwicklung einer systemischen Haltung und der eigenen professionellen Persönlichkeit
Ethische Grundsätze beraterischer Arbeit, Reflexion eigener emotionaler Reaktionen, Definition unethischen Verhaltens
Selbsterfahrung
Selbsterfahrung wird verstanden als eine Reflexion biografischer und beruflich sozialisierter Sichtweisen, Affekt-, Verhaltens- und Lösungsmuster der Teilnehmer*innen, die gemeinsam mit einem/r Lehrenden im Hinblick auf die in dem Weiterbildungskurs und in der Praxis gewonnen Erfahrungen und Anregungen erfolgt. Den Weiterbildungsteilnehmer*innen soll auf diese Art ermöglicht werden, systemische Vorgehensweisen aus der Klient*innenperspektive zu erleben.
Supervision
Als Supervision wird die reflexive Auswertung und Vorbereitung der Praxisaktivitäten der Teilnehmenden mit einem/r Lehrenden (als Gruppen-, Team- oder Live-Supervision bzw. -Coaching) verstanden.
Dokumentierte Praxis
Während der Weiterbildung entwickeln die Teilnehmenden ihre eigene Praxis in ihrem Arbeitsfeld mit ihren Klient*innen und Klientensystemen. Die Praxis ist schriftlich zu dokumentieren.
Studiengruppenarbeit und Eigenarbeit
Zur Vertiefung und übender Umsetzung der vermittelten Inhalte werden Studiengruppentreffen erwartet, die ebenso wie das Eigenstudium zu dokumentieren sind.
Dauer: 36 Monate | Auf diesen Zeitraum verteilen sich 20 dreitägige Seminare und ein 1,5 tägiges Seminar. |
Kosten: 8226 € | Die Zahlung erfolgt in 36 monatlichen Raten von 228,50 €. Im Preis enthalten sind alle Lehr- und Supervisionsveranstaltungen. Hinzu kommen die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung bei den Selbstreflexionsseminaren. |
Termine ST 24 G
- 18.09.-20.09.2024
- 20.11.-22.11.2024
- 22.01.-24.01.2025
- 26.03.-28.03.2025
- 07.05.-09.05.2025
- 02.07.-04.07.2025
- 17.09.-19.09.2025
- 15.10.-17.10.2025
- 10.12.-12.12.2025
- 21.01.-23.01.2026
- 04.03.-06.03.2026
- 22.04.-24.04.2026
- 17.06.-19.06.2026
- 26.08.-28.08.2026
- 30.09.-02.10.2026
- 18.11.-20.11.2026
- 03.02.-05.02.2027
- 07.04.-09.04.2027
- 09.06.-11.06.2027
- 25.08.-27.08.2027
- 30.09.-01.10.2027
Die Seminare erstrecken sich zeitlich 9-18 Uhr über drei Tage: Mittwoch bis Freitag.
Die Selbstreflexionsseminare finden ebenfalls von Mittwoch bis Freitag, aber an einem gesonderten Ort außerhalb Stralsunds, mit Übernachtung und freitags halbtags statt.
Das Abschluss- und Zertifizierungsseminar wird an anderthalb Tagen gestaltet, von Donnerstag bis Freitag.
Trainer*innen
Veranstaltungsort
VITAS Stralsund
Neuer Markt 2, 18439 Stralsund
Die Selbstreflexionsseminare finden in einem Seminarhaus außerhalb von Stralsund statt.
