Eine Kursteilnehmerin erzählt

Neugierig auf einen authentischen Einblick in die Kursteilnahme am VITAS?

Als ich das erste Mal die Treppen zu den Räumlichkeiten des Institutes hochsteige, klopft mein Herz wie verrückt. Ich bin aufgeregt, so wie damals, kurz bevor ich das Klassenzimmer in der neuen Schule betrat. Was und wer erwartet mich? Habe ich mir das wirklich gut überlegt? Kann ich das überhaupt?

Auf dem kurzen Weg in den zweiten Stock gehen mir unzählige Worst und Best Case Szenarien durch den Kopf: Alle doof. Keiner doof. Nur einer doof, dafür aber sehr. Nette Dozenten. Langweilige Dozenten. Strenge Dozenten. Überforderung. Unterforderung.

 

Plötzlich gehe ich die Treppe nicht mehr allein hoch. Der Zweifel folgt mir. Ebenso die Angst davor, den Anforderungen nicht zu genügen, sowie die Furcht vor den eigenen Grenzen. Irgendwo dazwischen kann ich sie aber noch sehen: die Vorfreude auf meinen beruflichen und persönlichen Entwicklungsprozess. Und die Neugier auf den Anfang, der am Ende der Treppe wartet. Oben angekommen, schubst mich der Mut in den Seminarraum. Ich schaue in viele freundliche Gesicht. Das sind sie nun also, die Menschen, mit denen ich in den nächsten 3,5 Jahren gemeinsam den Weg zur systemischen Therapeutin gehen werde…

 

Heute schau ich mit etwas Abstand auf diese Jahre zurück und stelle fest: Die Ausbildung hat mein berufliches und auch mein privates Wirken basal und nachhaltig geprägt. Ich habe nicht nur Wissen, Methoden und Kompetenz gehamstert, meine berufliche Identität gefestigt und Selbstvertrauen getankt — nein, ich habe außerdem, so pathetisch es auch klingt, Menschlichkeit neu denken gelernt. 

Ich bin dankbar für die systemische Haltung, mit der ich in den letzten Jahren eins geworden bin. Ich bin dankbar für die Menschen, denen ich begegnen und mit denen ich mich nachhaltig vernetzen und anfreunden durfte — KollegInnen und DozentInnen gleichermaßen.

 

Es war ein wundervoller Prozess, aber kein leichter Weg. Wir alle sind auch mal gestolpert — über Missverständnisse und Uneinigkeit, über Genogramme und Lebenslinien, über Verstrickungen und Erwartungen, über Corona und Zoom, über uns selbst und über einander — aber gefallen sind wir nie. Denn wir hatten uns. Und das VITAS Institut mit all seinen engagierten, nahbaren und inspirierenden LehrtherapeutInnen. 

 

Eine Warnung muss ich neben all dem Lob aber ehrlicherweise aussprechen: Es besteht die Gefahr, zum Wiederholungstäter zu werden. Ich jedenfalls stand vor 6 Monaten schon wieder am Anfang der Treppe — zur Supervisorin.

 

Romy Winter 

systemische Paar- & Familien Therapeutin, systemische Supervisorin i.A.

 


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