So dies und das vom Feiertag und an VITAS gerichtet
Für Kathrin
und dem VITAS zum Geburtstag
Kathrin und ich schreiben uns seit einigen Wochen Briefe, die wir in Mails packen. Wenn wir auf den kleinen Pfeil drücken, der wie ein Papierflieger aussieht, geht der Brief auf die Reise und landet ein Augenblinzeln später bei der jeweils anderen. Der Briefwechsel hat sich ergeben, er kam zu uns und verbindet uns seither - so wie sich manche Dinge ergeben, entstehen, lieb gewonnen und wertgeschätzt werden.
Ähnlich kam es vermutlich zum VITAS. Da gab es die Idee, Gespräche, Verbündete & Weggefährten und vermutlich eine große Portion Mut. Das mit dem Mut weiß ich allerdings nicht, da müsste ich André mal fragen. Auf jeden Fall gab es den Aufbruch nach der Aufbruchstimmung, und - wie ich von einem Kursteilnehmer der 1. Runde gehört habe - wohl auch jede Menge Energie und Feuer.
Ich weiß nicht, wie viele Schiffbruchunglücke das VITAS zu überwinden hatte, wie viele Männer und Frauen in einem sich wandelnden Team über Bord gingen, genauso wenig weiß ich, wie viele Schätze das VITAS in 25 Jahren gehoben hat. Letzteres dürfte sich vielleicht in Menschen beziffern lassen, die bei euch durch die systemische Schule gingen und den systemischen Blick und Ansatz verinnerlichten. Aber eines weiß ich: Ich habe am 12.07.2025 einen herrlichen Geburtstag einer bisher erfolgreichen Idee erlebt. 25 Jahre ist es nun, das VITAS. Sichtlich aufgeregt stand der stolze Gründervater zur offiziellen Eröffnung am Rednerpult und gab einen kurzen Rückblick auf die Zeit. André ließ die Anfangsmagie aufleben, erinnerte an Etappensiege und einige Stürme. Mitunter meldeten sich ehemalige Kursteilnehmer*innen zu Wort und stimmten bei oder ergänzten. So vieles zu erzählen, so vieles zu feiern.
Im Anschluss an die kurzen Eröffnungsreden - auch Stefan sprach als Geschäftsführer - durften Fragen gestellt werden. Einige waren eigens dafür vom VITAS-Team vorbereitet worden. Ich gewann mit jeder Frage mehr den Eindruck, dass euer Team euch fürchterlich gern mag und dies über eine gehörige Portion Schalk im Nacken zeigt. Jedenfalls bereiteten die Fragen Freude beim Stellen und noch mehr beim Hören eurer Antworten. Nachdem André und Stefan aus der herzlichen Folterkammer der neugierigen Fragen entlassen waren, galt es für die Gäste eine schwierige Entscheidung zu treffen: Möchte ich Einhörnern beim Grasen zusehen (paradoxe Intervention), Regentropfen auffangen (Methode der stillen Tische) oder hören, wie Narrative die Wirklichkeit verändern können? Gerade in der ersten Workshoprunde hätte ich mich am liebsten nicht nur verdoppelt, sondern gleich verdreifacht. Wenn ich die Möglichkeit vorher gekannt hätte, eine literarische Heldenfigur zu Rate zu ziehen, hätte ich mich an Hermine Granger gewandt und sie gefragt, ob sie mir ihr magisches Stundenglas leiht, das es mir ermöglicht hätte, in der Zeit zurückzureisen und die Workshoprunde dreimal zu erleben (Achtung: Harry- Potter-Werbung :-) ) . Ich kannte die Möglichkeit aber noch nicht und so blieb mir nichts anderes übrig, als eine einmalige und endgültige Entscheidung zu treffen. Ihr ahnt sicherlich, wohin es mich verschlug und woher die Idee stammt, eine literarische Figur für mein gegenwärtiges Problem zu kontaktieren. Ein Dank dafür an Romy Winter.
Nach einer erfrischen Stärkung bei Kaffee, Kuchen & Waffel sowie reichlich Plauderei ging es in die zweite Workshoprunde. Hermine Granger hatte ich zwischenzeitlich nicht erreicht und so galt es erneut, mich zu entscheiden. Wollte ich systemisch auf Organisationen schauen, Erkenntnisse am Wegesrand sammeln oder doch lieber das System als Tatort beleuchten (Hypothesenarbeit)? Wie immer sich andere entschieden, ich ging pilgern und danke Sabine Petters für den bestätigenden Einblick in die Verbindung von systemischem Ansatz & Natur.
Auch wenn mein kurzer Rückblick auf die 25-Jahre-Feier vom VITAS arg lang zu werden droht, war die Jubelfeier an der Stelle noch lang nicht zu Ende. Nach raschem Durchschütteln ging es in eine gemeinsame Abschlussrunde und es wurde gemeinsam reflektiert. Katharina Fronz moderierte den Spaß, hatte dafür Gitarren, Violine und einiges mehr eingepackt. Wer jetzt auf die Idee kommt, die Luft wäre nach all dem Input bereits raus, hat uns nicht performen erlebt. Es wurden Hypothesen szenisch dargeboten und das Ganze instrumental und gesanglich begleitet. Ich persönlich bin nun schwer neugierig, ob ich bei meiner nächsten Weiterbildung beim VITAS im kommenden Jahr ein Aquarium mit Süßwassergarnelen für die tiergestützte Systemische Therapie vorfinde und ob André seine Zahnlücke mit Stolz trägt oder mit Zahnersatz zu verstecken versucht (ACHTUNG: Narrative verändern die Wirklichkeit oder auch: Hypothesen sind kein verlässlicher Buschfunk).
Vor der Buffetteröffnung gab es noch ein musikalisches Dankeschön: Ein Ausbildungskurs hat doch tatsächlich zu seinem Abschluss vor einiger Zeit ein Lied umgeschrieben und an diesem Abend erneut präsentiert. Der Liedtext war ein Fest und ließ systemisch pochende Herzen höher schlagen. Damit in den Refrain alle einstimmen konnten, gingen Liedtexte rum - ich habe mir mein Exemplar als Erinnerung an diesen Tag mitgenommen. Auf das erste Lied folgten viele und die sich anschließenden Stunden wurden wie auf jeder guten Party damit gefüllt, dass geschlemmt, geschwatzt und getanzt wurde.
Liebes VITAS - auf in die nächsten 25 Jahre und bleibt so jung.
Anne Leddin